Die Pflanzen waren beim Bioblitz Münster 2021 die artenreichste Gruppe. Es konnten in über 8.200 Beobachtungen etwa 730 verschiedene Gefäßpflanzen gefunden werden. Die meisten Meldungen gingen von der Großen Brennnessel (Urtica dioica) ein. Diese Pflanze ist ein ausgesprochener Stickstoffzeiger und wird durch die intensive Landwirtschaft in der Region ebenso gefördert, wie durch Hunde auf Gassi-Runde.

Umso erfreulicher ist es, dass auch einige für artenreiche magere Böden typische Pflanzen, die vielfach auf der Roten Liste stehen, noch in Münster entdeckt wurden. So wurden etwa in der Hohen Ward auf den Sandmagerrasen an der Umgehungsbahn Arten wie Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis), Acker-Krummhals (Anchusa arvensis), Behaarter Ginster (Genista pilosa), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana) und Kleines Filzkraut (Logfia minima) entdeckt. Es konnten aber auch weitere Spezialisten wie beispielsweise die typischen Moorarten Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) und Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia) in den wenigen Moorresten festgestellt werden. Münster bietet aber auch für die Orchideenfans die ein oder andere attraktive Art wie das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Weitere bemerkenswerte Arten sind:

Frühe Haferschmiele (Aira praecox)

Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes)

Bärenschote (Astragalus glycyphyllos)

Schwanenblume (Butomus umbellatus)

Gemeiner Wirbeldost (Clinopodium vulgare)

Silbergras (Corynephorus canescens)

Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale)

Glocken-Heide (Erica tetralix)

Esels-Wolfsmilch (Euphorbia esula)

Englischer Ginster (Genista anglica)

Wald Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum)

Wasserfeder (Hottonia palustris)

Gewöhnlicher Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris)

Echter Steinsame (Lithospermum officinale)

Bach-Quellkraut (Montia arvensis)

Buntes Vergissmeinnicht (Myosotis discolor)

Hügel-Vergissmeinnicht (Myosotis rhamosissima)

Vogel-Nestwurz (Neottia niches-avis)

Frühlings-Zahntrost (Odontites vernus)

Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa)

Dornige Hauhechel (Ononis spinosa)

Sprossende Felsennelke (Petrorhagia prolifera)

Frühlings-Spark (Spergula morisonii)

Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis)

Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis)

Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum)

Echter Baldrian (Valeriana officinalis)

Schild-Ehrenpreis (Veronica suctellata)

Raues Veilchen (Viola hirta)

Die Nachtfalter wurden im Vergleich zu einigen anderen Insektengruppen relativ intensiv auf Observation.org gemeldet. Es wurden knapp 5.000 Beobachtungen hochgeladen, weshalb die Nachtfalter von der Anzahl der Beobachtungen her auf Platz 3 landen. Insgesamt wurden 583 Arten gemeldet, was 17 % aller in Münster gemeldeter Tier- und Pflanzen-Arten entspricht. Gerade bei vielen Nachtfaltern hat sich die Bestimmungssoftware in der App ObsIdentify bereits als sehr nützlich erwiesen, da diese zahlreiche Arten sicher erkennen kann. Durch viele Nachteinsätze an vielen Orten Münsters konnte eine ganze Reihe bemerkenswerter Arten gefunden werden. So stehen von den beobachteten Arten Dutzende auf der Roten Liste Nordrhein-Westfalens.

Vielfach wurden Nachfalter gezielt mit Licht angelockt, so auf einer öffentlichen Aktion gemeinsam mit der Nabu-Naturschutzstation Münsterland auf Haus Heidhorn.

Im Folgenden werden die interessantesten Funde aufgezählt:

Vierpunkt-Flechtenbärchen (Lithosia quadra)

Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina)

Weißbinden-Zahnspinner (Drymonia querna)

Rosenfarbiger Schwarzkopfwickler (Cochylis atricapitana)

Kleewickler (Grapholita compositella)

Marmorierter Dreifleck-Wickler (Lozotaenia forsterana)

Pappelspinner (Leucoma salicis)

Weißes Ordensband (Calephia alchymista)

Makelrand-Grasbüscheleule (Apamea epomidion)

Schwefelgelber Flockenblumen-Wurzelfresser (Agapeta zoegana)

Herbst-Zackenrandspanner (Ennomos autumnaria)

Heidelbeer-Grünspanner (Jodis putata)

Ampfer-Purpurspanner (Lythria cruentaria)

Graulinien-Zwergspanner (Idaea subsericeata)

Die Liste der beobachteten Tagfalter ist mit 33 Arten eher kurz. Das liegt zum einen daran, dass Tagfalter ohnehin deutlich artenärmer sind als Nachtfalter zum anderen aber an der überdüngten und somit artenarmen Münsterländer Landschaft. Die meisten Arten finden sich somit in den nährstoffarmen Gebieten wie in der Davert oder auf den Truppenübungsplätzen Dorbaum und Handorf. Neben den häufigeren Arten finden sich auf der Tagfalterliste auch einige Besonderheiten. So konnten die in NRW vom Aussterben bedrohten Arten Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) und Großer Fuchs (Nymphalis polychloros) beobachtet werden. Vom Ulmen-Zipfelfalter gelang ein Einzelnachweis am NSG Vorbergs Hügel im Nordwesten der Stadt. Vom Großen Fuchs hingegen gelangen sogar 22 Beobachtungen für das Jahr 2021. Die Nachweise verteilen sich über verschiedene Bereiche der Stadt, vor allem im Norden und im Süden gelangen einige Nachweise dieser Art. Erfreulich waren auch die Funde vom Schachbrettfalter (Melanargia galathea) auf dem Truppenübungsplatz Dorbaum. Diese Art gilt in der Westfälischen Bucht als stark gefährdet.

Es wurden 461 Beobachtungen gemeldet, die sich auf 35 Arten verteilen. Ein wahrscheinlicher Erstfund für Münster ist die Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum). Diese Art breitet sich aufgrund des Klimawandels seit einigen Jahren immer weiter in NRW aus. Während sich in den letzten Jahren die meisten Funde auf die Niederrheinische Bucht beschränkt haben, konnte die Art im Jahr 2021 vereinzelt über die ganze Westfälische Bucht verteilt entdeckt werden. Eine weitere vom Klimawandel profitierende Art ist die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis), die während des Bioblitzes in den Rieselfeldern beobachtet werden konnte. Auch wenn einige Arten vom aktuellen Wandel profitieren, so gibt es auch einige Arten deren Bestände aus verschiedenen Gründen in der Vergangenheit abgenommen haben und momentan auch noch weiter abnehmen. Daher ist es erfreulich, dass mehrere dieser gefährdeten Libellenarten noch in Münster vorkommen. So konnten etwas die Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas) und die Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus) in Münster nachgewiesen werden. Auch die in Fließgewässern heimische Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) wurde für das Stadtgebiet bestätigt.

In Münster wurden 29 Heuschrecken-Arten im Jahr 2021 gemeldet. Besonders hervorzuheben ist der Fund der Gestreiften Zartschrecke (Leptophyes albovittata). Dies ist der erste Fund für Münster und Umgebung und gleichzeitig der zweite Fund für NRW überhaupt. Es wurden aber auch noch weitere spannende Arten gemeldet. So konnte eine ganze Reihe gefährdeter Arten auf dem Stadtgebiet festgestellt werden, die vor allem in trocken-warmen Habitaten vorkommen. Hierzu gehören beispielsweise der Heidegrashüpfer (Stenobrothus lineatus), die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus), die Langfühler-Dornschrecke (Tetrix tenuicornis) oder die Feldgrille (Gryllus campestris). Mit der Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) konnte auch eine stark gefährdete Pionierart nachgewiesen werden. In Münster sind auch diverse Arten der feuchteren Habitate vertreten. Neben häufigeren Arten wie der Kurzflügeligen Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) konnten mehrere Nachweise der in NRW stark gefährdeten Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) erbracht werden.

Die Käfer sind mit 324 gemeldeten Arten die drittartenreichste Gruppe in Münster. Dies stellt aber trotzdem nur einen Bruchteil des potenziell in Münster vorkommenden Artenspektrums dar. Trotz des geringen Erfassungsgrades konnte eine ganze Reihe bemerkenswerter Nachweise erbracht werden:

Roter Bunträuber (Oxyporus rufus)

Kleiner Leuchtkäfer (Lamprohiza splendidula)

Gruben-Weichkäfer (Silis ruficollis)

Glattschieniger Pinselkäfer (Trichius gallicus)

Kurzflügel-Leuchtkäfer (Phosphaenus hemipterus)

Holzbuntkäfer (Tillus elongatus)

Sägehörniger Pflanzenkäfer (Pseudocistela ceramboides)

Einfarbiger Langhornbock (Monochamus sutor)

Gehörnter Mistkäfer (Odonteus armiger)

Leiterbock (Saperda scalaris)

Schlanker Sumpfrüssler (Lixus iridis)

Variabler Flach-Marienkäfer (Hippodamia variegata)

Haselblattroller (Apoderus coryli)

Haliplus immaculatus

Chrysanthia geniculata

Beim Bioblitz 2021 wurden über 150 Arten sonstiger wirbelloser Tiere, darunter Spinnen, Krebstiere und Tausendfüßler nachgewiesen. Bemerkenswert waren Funde der Dornfühlerassel (Porcellio spinicornis), die sich als wärmeliebende Art im Zuge des Klimawandels ausbreitet. Erstmals für das Münsterland wurde die winzige Ameisenassel (Platyarthrus hoffmannseggii) in einem Ameisennest in Münster Gievenbeck entdeckt.

Verschiedene wasserlebende Krebstiere wurden im Plankton von Aasee und in kleinen Tümpeln untersucht. Es flossen zudem Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe Zeiss am Institut für Zoophysiologie ein.

Zwei wärmeliebende Spinnenarten, die es regelmäßig in die Medien schaffen, kommen inzwischen auch in Münster vor: Der Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) kommt auf den Truppenübungsplätzen Dorbaum und Handorf vor, und die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) wurde in einem Wohnhauskeller sowie in einer Arztpraxis in Münster nachgewiesen. Beide sind bekannt, weil sie die menwschliche Haut durchdringen können und somit als "giftig" gelten. Die Bisse sind aber in der Regel harmlos und mit einem Wespenstich vergleichbar, wenn man nicht allergisch reagiert.

Aus dieser Artengruppe wurden in über 200 Meldungen 16 verschiedene Arten gemeldet. Erfreulich ist der Fund einer juvenilen Kreuzkröte (Epidalea calamita) auf dem Truppenübungsplatz Dorbaum. Dieser Fund bestätigt die Bodenständigkeit der Art in Münster. Die Art ist stark auf Pionierlebensräume angewiesen, in denen kein hoher Konkurrenzdruck herrscht. Da solche geeigneten Lebensräume in unserer Landschaft insgesamt eher selten zu finden sind, ist die Art auch bei uns gefährdet. Unter den Amphibien sind des Weiteren die Meldungen des Laubfrosches (Hyla arborea), des Kleinen Wasserfrosches (Pelophylax lessonae) und des Kammmolches (Triturus cristatus) als naturschutzfachlich wertvoll einzuordnen. Unter den Reptilien sind die Funde der streng geschützten Zauneidechse hervorzuheben, die beispielsweise entlang von Eisenbahnlinien im Stadtgebiet gefunden wurde.

Insgesamt wurden in Münster im Jahr 2021 44 Säugetierarten gemeldet. Faunistisch interessant sind die Funde der Kleinwühlmaus (Microtus subterraneus), die im Raum Münster ihre nördliche Verbreitungsgrenze in Mitteleuropa erreicht. Die Art wurde an zwei verschiedenen Standorten in Münster gemeldet, wo sie jeweils durch Gewölleuntersuchungen nachgewiesen wurde. Darüber hinaus interessant sind die Funde mehrerer seltener bzw. gefährdeter Fledermausarten, wie die Mops- oder die Bechsteinfledermaus. Außerdem konnte der in der aktuellen Roten Liste von NRW als stark gefährdete Art geführte Baummarder in Münster erfasst werden.

Obwohl die Gruppe der Vögel im Vergleich zu vielen Insektengruppen eher klein ist, wurde mit 205 Arten aus Münster ein großes Spektrum der dort vorkommenden Arten gemeldet. Dies liegt daran, dass sich diese Artengruppe einer großen Beliebtheit erfreut und knapp 9.000 Vogelbeobachtungen 2021 auf Observation bzw. auf Ornitho.de eingegangen sind. Neben vielen häufigen Arten konnte auch eine ganze Reihe bemerkenswerter Arten nachgewiesen werden. Insbesondere die Rieselfelder Münster sind ein Mekka für Vogelbeobachter:innen, da das große Feuchtgebiet nicht nur für viele Brutvögel äußerst wertvoll ist, sondern auch eine herausragende Bedeutung für viele Rastvögel und Überwinterer. Darüber hinaus finden sich dort gehäuft seltene Irrgäste, wie beispielsweise der Große Schlammläufer (Limnodromus scolopaceus) oder der Kuhreiher (Bubulcus ibis).

Es wurden knapp 1800 Beobachtungen von 305 verschiedenen Pilzarten gemeldet. Unter den Pilzen wurden stark gefährdete Arten wie der Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) oder der Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) gemeldet. Eine weitere seltene Art ist der auffällige Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans). Erwähnenswert ist auch der Fund des Frost-Schnecklings (Hygrophorus hypothejus) im Dezember am Zoo-Parkplatz. Diese Art ist immer erst ziemlich spät im Jahr zu finden, da sich die Fruchtkörper erst nach den ersten Nachtfrösten ausbilden. Außerdem gelang ein Nachweis vom Tintenfischpilz (Clathrus archeri) in Gievenbeck, der ursprünglich als Neuseeland stammt. Der für uns Menschen hochgiftige Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) konnte mit einer ganzen Reihe an Nachweisen über das Stadtgebiet verteilt beobachtet werden.